In Deutschland gibt es eine Fülle an Unterstützungsangeboten für Gründer*innen – was wir sehr begrüßen! Doch die Vielzahl an Angeboten führt dazu, dass viele den Überblick verlieren und Schwierigkeiten haben, das passende Angebot für sich zu finden. Zudem variiert die Qualität der Unterstützung zwischen den Anbietern – und ist an manchen Stellen von Eigeninteressen geprägt. So fühlen sich angehende Unternehmer*innen regelrecht wie im „Förderdschungel“.
Dies war unter anderem ein Befund der von EVEREST 2012 durchgeführten Studie „Die Zukunft der Gründungsförderung – neue Trends und innovative Instrumente“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Durch die Analyse wurde deutlich, dass eine umfassende Infrastruktur fehlt, die den Förderdschungel systematisiert und ihn bewältigen hilft.
Daraus entstand die Idee, eine Art „Amazon für Entrepreneure“ zu entwickeln, wie Dr. Jan Evers in einer Rede vor Politiker*innen, Banker*innen und Wirtschaftsförderer*innen vorschlug und worüber das brand eins Magazin berichtete.
„Zuerst war der ganze Saal still“, erinnert sich Jan Evers. „Dann fragten einige: Wie soll das gehen?“
Die Antwort ist die Gründerplattform, die auf Initiative von BMWK und KfW entstand. Durch die eigens gegründete Betreibergesellschaft BusinessPilot GmbH wird sie von EVEREST (damals evers & jung) in Kooperation mit dem Berliner Softwarepartner individee umgesetzt. Mit der Entwicklung dieser cloudbasierten Plattform standardisierten wir erstmalig den Vorgründungsprozess und bildeten ihn digital ab (siehe Video). Durch die Partnerschaft mit der KfW ist das Ganze auch noch komplett kostenlos, sowohl für die Gründer*innen als auch die unterstützenden Akteure.
Beim Startschuss für die Gründerplattform am 16. April 2018 erläuterte der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die zentrale Idee so:
„Mit der Gründerplattform ist heute ein wichtiger Schritt getan, um Gründerinnen und Gründer schon im Vorfeld der Gründung zu unterstützen. Die Tools der Plattform helfen ihnen, ihre neuen und kreativen Geschäftskonzepte umzusetzen, und erleichtern die Prozesse von der Idee bis zur Suche nach passender Förderung und Finanzierung. “
Start-Event der Gründerplattform 2018: Peter Altmaier (Bundesminister für Wirtschaft und Energie, links), und Dr. Günther Bräunig (Vorstandsvorsitzender der KfW), fotografiert am 16. April 2018 im Haus Ungarn in Berlin-Mitte. Bildnachweis: KfW/Thorsten Futh.
Über 35 Entwicklungspartner aus Landeswirtschaftsministerien, Landesförderbanken, Kammern, Bürgschaftsbanken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Privatbanken haben sich bei der Konzeption eingebracht. Die Plattform wurde außerdem in Zusammenarbeit mit über 200 Gründer*innen getestet, da unser Anspruch darin bestand und weiterhin besteht, das Angebot gemeinsam mit der Zielgruppe zu entwickeln.
Das initiale Konzept sah vor, dass die Nutzer*innen über die Gründungspartner auf die Gründerplattform gelangen, dort z.B. ihren Businessplan entwickeln und anschließend für eine Beratung zum Partner zurückgeleitet werden. Doch war das nicht realistisch, wie sich bald zeigte: Es ließ sich nicht hinreichend schnell genügend Verweis-Traffic von den angeschlossenen Partnern schaffen – die erhofften Besucherzahlen blieben zunächst aus. Ein Hindernis, aber keine unüberwindbare Hürde. BusinessPilot und EVEREST bauten Kompetenzen im Online-Marketing auf und konnten durch SEO-Arbeit und SEA-Kampagnen bald selbst die erforderlichen Nutzer*innen gewinnen (siehe Punkt Erfolge).
Unsere Erkenntnis: Es genügt nicht, ein öffentliches Angebot zu entwickeln und einfach bereit zu stellen (unabhängig von der Qualität des Netzwerks, des Produkts sowie des Know-hows). Die Vermarktung muss von Anfang an professionell eingeplant werden.
Die ersten Jahre der Gründerplattform waren intensiv dem Aufbau von Reichweite gewidmet. Jetzt sind wir bereit für die nächste Etappe: Die Nutzer*innen sollen mit und auf der Gründerplattform tatsächlich ihr Unternehmen gründen!
Um dies zu erreichen, bieten wir moderne Werkzeuge an und bauen einen Anmeldeprozess, der es unseren Nutzer*innen erlaubt, ihre Elster- und Gewerbeanmeldung über die Gründerplattform einzureichen und über ein Dashboard zu verwalten. Weitere Angebote wie Austauschgruppen, eine App-Anwendung und Seminare begleiten dies.
Damit kommen wir unserer Vision für die Gründerplattform immer näher: das größte, nachhaltigste und hilfreichste Digitalisierungsprojekt in der deutschen Gründungsförderung zu werden.
Neben der Gründerplattform arbeitete EVEREST mit der KfW aber noch an weiteren Projekten. So führten wir 2022 beispielsweise eine Marktanalyse zum Thema „Inkubatoren/Acceleratoren für Gründungen durch Frauen“ durch. Auf unserem Empower-Blog gibt es dazu weitere Informationen.
Bereits sechs Monate nach dem Start der Gründerplattform hatten sich über 12.000 Nutzer*innen registriert, und es waren 380 Beratungsangebote von Partnern online verfügbar. Durch unsere SEO- und SEA-Arbeit wurde die Homepage mittlerweile mehr als 7,8 Millionen Mal besucht und über 360.000 Nutzer*innen haben sich registriert. Auch die Anzahl der Partnerangebote ist auf 2.000 gestiegen. Es zeigt sich – die Gründerplattform ist stetig gewachsen. Zwischen 2022 und 2023 gab es sogar ein Wachstum der Besucherzahlen von 32 Prozent.
Neben diesem erfreulichen Wert sind auch die Besucherbewertungen mit 4,5 von 5 Sternen ein Indiz dafür, dass das Angebot den Gründenden hilft. So sagt Tim von der Fit & Fröhlich GmbH über die Gründerplattform:
Auch unser digitales Format „Austausch-Gruppe“ wurde vom Start weg gut angenommen. An der Gruppe „Gemeinsam gründen“ beispielsweise nahmen direkt 147 Personen teil. Für das Online-Marketing-Training hatten wir im Frühsommer 2024 fast 400 Anmeldungen und für das Ideation-Training sogar über 400!
Jetzt gehen wir weiter in eine neue Richtung: „Conversion steigern“ heißt das Ziel für die kommenden Jahre, damit wir Gründungsinteressierte nicht nur erfolgreich auf den Weg bringen, sondern immer stärker auch der Ort sind, von dem aus sie am Ende tatsächlich gründen.