Wie regionale Akteure Selbstständige in Krisen digital unterstützen können
Jedes Jahr verschwinden hunderttausende Betriebe aus der deutschen Wirtschaft. 2024 waren es über 600.000 Gewerbeabmeldungen und 120.000 Insolvenzen - viele davon hätten mit der richtigen Unterstützung vermieden werden können.
Vor allem Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen sind dabei betroffen. Sie kämpfen mit Auftragsausfällen bis hin zu steigendes Kosten. Und: Sie stehen in der Krise häufig allein da, denn Anlaufstellen wie die Schuldnerberatung sind meistens nicht für Selbstständige zuständig. Oft fehlt weniger die Motivation, sondern der Zugang zu Wissen, das Geld für Beratung oder einfach das Vertrauen, dass sich Unterstützung lohnt.
Umgekehrt fehlt vielen Wirtschaftsförderungen ein Instrument, um diese Zielgruppe wirksam zu erreichen. Der Verlust dieser Betriebe trifft Regionen dann doppelt: ökonomisch und sozial. Deshalb stellt sich die Frage: Wie können wir Kleinstbetriebe und Solo-Selbstständige in Deutschland gezielt stabilisieren, bevor sie aufgeben müssen? Wie lassen sich Wissen und Potenzial der Betroffenen sichern?
InStart: Selbstständige kosteneffizient stabilisieren
Bei EVEREST beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit genau dieser Frage: Wie können Prozesse so gestaltet werden, dass sie Menschen in die Lage versetzen, selbstbestimmt zu handeln und an der Wirtschaft teilzuhaben?
Mit InStart ist eine Empowerment-Plattform entstanden, die dies im Bereich insolvenzbedrohter Selbstständigen umsetzt. InStart ist ein digital organisiertes Betreuungssystem, das Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen Schritt für Schritt durch Krisen begleitet und stärkt. Alles diskret, neutral, fachlich fundiert und sogar kostenfrei für die Nutzer*innen.
Vorbild Hamburg: Wie ein Modellprojekt zum Hebel werden kann
InStart wird mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) von der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert und seit 2022 als Innovationsprojekt erprobt. Das Ziel: ein skalierbares Modell, das Beratung, digitale Tools und Gruppenangebote kombiniert. Alle Elemente greifen dabei ineinander. Gruppenberatung, digitale Tools, Selbstlernkurse und Trainings bilden eine digitale wie menschliche Sicherheitsarchitektur für Selbstständige in der Krise. Dadurch schaffen wir als Plattformbauer ein integriertes Unterstützungsökosystem, das Menschen schnell wieder handlungsfähig macht und gleichzeitig öffentliche Budgets schont. Der Förderaufwand liegt aktuell bei mehreren Hundert Euro pro Fall und Jahr, deutlich unter herkömmlichen Beratungsstrukturen.
„InStart zeigt, dass Krisenberatung heute anders funktionieren kann: digital organisiert, aber menschlich gesteuert. Für viele Ratsuchende entstand damit ein Moment, an dem sie wieder Kontrolle über ihre Situation gewonnen haben.“
Annähernd 3.000 Teilnehmende haben sich in Hamburg seit 2022 bereits bei InStart registriert und 600.000 Personen haben die Website besucht (Stand: November 2025). Damit verkörpert InStart genau das, was EVEREST als gesellschaftlichen Auftrag beschreibt: Menschen befähigen, Teilhabe und Handlungskompetenz zurückzugewinnen. In unserer Referenz können Sie mehr zu unserem Lösungsansatz bei der Umsetzung von InStart erfahren.
Vom Hamburger Modell zur bundesweiten Lösung?
Derzeit prüfen wir, wie das Hamburger Modell in anderen Regionen eingesetzt werden kann. Das Konzept ist bewusst modular aufgebaut: Regionen können InStart vollständig übernehmen oder einzelne Module integrieren, etwa für Krisenberatung, Schuldenregulierung oder digitale Selbstlernkurse. Auch arbeiten wir an Zwischenlösungen, die sofort greifen könnten, um den Problemdruck in den Regionen zu mindern.
Die Vorteile:
Damit entsteht ein bundesweites Netzwerk lokaler Stabilitätsanker, getragen von Wirtschaftsförderungen, Kammern, Sozialträgern oder Beratungsstellen. An diesem Anker können sich die Selbständigen festhalten, damit sie nicht untergehen, sondern wieder in See stechen können.
Umsetzungspfad: Von dem Testaccount zur regionalen Einführung
InStart zeigt, dass Digitalisierung und persönliche Unterstützung kein Widerspruch sind.
Wenn Beratung, Tools und regionale Netzwerke ineinandergreifen, funktioniert Prävention - und zwar effizient, menschlich und wirksam. Deshalb laden wir Wirtschaftsförderungen, Kammern und Sozialpartner ein:
Bringen Sie InStart in Ihre Region. Gemeinsam können wir Selbstständige stärken, Fachkräfte sichern und die Zukunft unserer Regionen gestalten.
Interessierte Regionen können das Programm direkt testen: Ein von uns zu Verfügung gestellter Testaccount zeigt, wie der digitale InStart-Schreibtisch aus Sicht der Ratsuchenden funktioniert. Hier erleben Sie, wie Tools, Ratgeber und Trainings ineinandergreifen und Betroffene Schritt für Schritt begleiten.
Bei Interesse an der Plattform schreiben Sie mir gerne eine E-Mail
📧 Kontakt: Marco Habschick, Stakeholdermanager