In den frühen 2000er-Jahren rückte eine Idee in den Fokus, die bis dahin eher Randthema war: finanzielle Teilhabe für alle, auch für jene, die keine klassische Bonität vorweisen konnten, deren unternehmerischer Wille jedoch ungebrochen war. Gerade vor dem Hintergrund wachsender struktureller Arbeitslosigkeit, sozialer Ausgrenzung und EU-Osterweiterung wurde deutlich, wie wichtig ein koordinierter Zugang zu kleinen Krediten für Selbstständige ohne Bankverbindung ist.
Überall in Europa formierten sich Initiativen, die daran glaubten, dass auch kleine Beträge große Veränderungen anstoßen können. Menschen mit Gründungsgeist, aber ohne Sicherheiten, bekamen durch Mikrokredite eine Perspektive. Allerdings fehlte es an Struktur, Sichtbarkeit und strategischer Bündelung. Der europäische Mikrokreditsektor war eine Landschaft voller Hoffnung, aber auch voller Lücken.
Wir als EVEREST (damals evers & jung) wollten wissen, wo es hakt – und wie es besser gehen könnte. Dabei waren wir getrieben von dem Wunsch, strukturelle Gerechtigkeit zu schaffen, und inspiriert von der Überzeugung, dass soziale Innovation auch institutionell abgesichert sein muss. Ein Moment, der unser Team besonders prägte, war die Begegnung mit Muhammad Yunus, dem späteren Friedensnobelpreisträger und Begründer der Grameen Bank. Seine Leidenschaft, seine Vision waren durchaus ansteckend. Er hat uns nicht nur motiviert, sondern regelrecht beflügelt, diesen europäischen Weg der Mikrofinanz zu gehen. Aus der Idee wurde eine Bewegung.
Der Impuls war klar: Wenn es keine tragende Struktur gibt, dann bauen wir eine. Wenn niemand die Zersplitterung überwindet, dann wagen wir es. So kam es dazu, dass drei europäische Organisationen im Jahr 2003 einen neuen Dachverband gründeten: Das European Microfinance Network (EMN).
Das aus der französischen Association pour le droit à l’initiative économique (Adie), der britischen New Economics Foundation und evers & jung initiierte Netzwerk sollte europäische Microfinance-Anbieter vernetzen, den Fachaustausch intensivieren und die öffentliche wie politische Wahrnehmung des Themas stärken.
Die Rolle von evers & jung als Teil des Gründungsvorstands im EMN war dabei:
Dies geschah vor allem durch die starke Vernetzung von Dr. Jan Evers, der zu dem Zeitpunkt zum Thema "kleine Firmenkredite - Betreuungssysteme von Banken" promovierte. evers & jung war dabei nicht nur beratend tätig, sondern übernahm auch konkrete Umsetzungsaufgaben im Rahmen eines mehrjährigen Servicevertrags mit dem EMN.
Das European Microfinance Network wurde zur zentralen Plattform für Microfinance in Europa. In nur wenigen Jahren wuchs das Netzwerk von 12 auf heute über 80 Institutionen aus 22 europäischen Ländern, die sich gegenseitig u.a. in Peer Reviews befruchten.
Die Ergebnisse dieser Arbeit reichen weit über das Netzwerk hinaus:
an denen u.a. Dr. Jan Evers, Martin Jung, Stefanie Lahn, Michael Unterberg und Mirko Bendig konzeptionell und inhaltlich mitgewirkt hat.
Nicht zuletzt trug evers & jung mit diesem Projekt dazu bei, Microfinance auch in Deutschland zu etablieren – als ernstzunehmende Säule der Gründungsförderung für bislang ausgeschlossene Zielgruppen (siehe u.a. Beschlussempfehlung des deutschen Bundestages 14.03.2008).